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11. Mai 2016

Barrierefreiheit - Aktion Guck ma'

Inklusion beginnt im Kopf

Invema e.V. verleiht zum sechsten Mal den Inklusionspreis „HIN- & WEGgucker 2016“

Aufzuzeigen, dass „Inklusion“ (die selbstverständliche Teilhabe behinderter Menschen in allen Lebensbereichen) noch lange nicht Realität geworden ist, es aber gleichzeitig gute Beispiele dafür gibt, wie Inklusion im „normalen Leben“ funktionieren kann – das will der Verein INVEMA e.V. aus Kreuztal mit seiner Aktion „Guck ma´“ und der Verleihung des jährlichen Inklusionspreises deutlich machen.

Anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung behinderter Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft rief der Verein, der sich seit 1993 für die Inklusion behinderter Menschen in allen Lebensbereichen im Kreis Siegen-Wittgenstein einsetzt, nun bereits zum sechsten Male die Öffentlichkeit dazu auf, Vorschläge für den „HIN- und WEG-gucker 2016“ zu machen.

Unter dem Motto „Guck ma´ - Inklusion beginnt im Kopf“ zeichnet der Verein Personen, Gruppen, Organisationen, Betriebe, Behörden oder Geschäfte dafür aus, sich entweder für die Inklusion (Teilhabe) von Menschen mit Behinderung besonders eingesetzt zu haben oder eben – im Gegenteil – Inklusion bewusst behindert, Menschen mit Behinderung ausgegrenzt und Teilhabe blockiert zu haben bzw. zu blockieren. Im ersten Fall wird die auserwählte Person bzw. die auserwählte Organisation, Behörde oder Firma mit dem „HINgucker“ ausgezeichnet, im zweiten Fall mit dem „WEGgucker“.

Über 20 Vorschläge gingen auch in diesem Jahr wieder sowohl für den „HIN-gucker“ als auch für den „WEG-gucker 2016“ von Seiten der Bevölkerung ein. Insbesondere Menschen mit Behinderung selbst und ihre Angehörigen nutzen die Aktion, ihrem Ärger Luft zu machen – aber auch um zu loben!

Hin-gucker 2016

Der „HIN-gucker 2016“ wurde am 8. Mai an den „Projektarbeitskreis Barrierefreiheit“ in der Stadt Hilchenbach verliehen. Seit 5 Jahren setzen sich die ehrenamtlichen Mitglieder des Projektarbeitskreises „Barrierefreiheit“ dafür ein, Barrieren in den Köpfen der Menschen, aber insbesondere auch ganz greifbare Hindernisse im Hilchenbacher Stadtgebiet abzubauen mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen den Alltag zu erleichtern und ihnen Teilhabe zu ermöglichen.

Bereits einiges wurde von den Mitgliedern des AK erreicht: Das Erdgeschoss der Stadtsparkasse und der Wilhelmsburg (Stadtbücherei, Stadtarchiv und Trauzimmer) ist jeweils durch einen außen am Gebäude angebrachten Aufzüge barrierefrei zu erreichen, an den Treppenstufen vor dem Rathaus sind Markierungen für Menschen mit Sehbehinderung angebracht, in einigen Supermärkten stehen Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer zur Verfügung und auf dem Marktplatz befinden sich Querungshilfen für mobilitätsbeeinträchtigte Menschen.

Besonders stolz ist der Arbeitskreis auf den in 2014 erschienenen Informationsflyer „Barrierefrei in Hilchenbach“. Der Flyer enthält bereits Informationen zu rollstuhlgerechten Wegen in Hilchenbach, barrierefreien öffentlichen Gebäuden und barrierefreien öffentlichen Toiletten und Parkplätzen. In Zukunft sollen auch Informationen aufgenommen werden zu den Themen „Barrierefrei Essen und Trinken“, „Einkaufen“, „Barrierefreie Apotheken und Ärzte“ oder auch „Barrierefreie Angebote im Freizeit- und Wellnessbereich“.

Eine schon mehrfach vom Arbeitskreis durchgeführte Selbsterfahrungsaktion TAUSCH DOCH MAL soll Menschen ohne Behinderung ermöglichen, die Probleme vorhandener Barrieren einmal „am eigenen Leib“ nachvollziehen zu können.

Der Vorstand des Vereines war sich darin schnell einig, dass das Engagement der ehrenamtlichen Mitglieder dieses Arbeitskreises für das Thema „Barrierefreiheit“ ein echter „HINgucker“ ist und wieder einmal mehr deutlich macht, dass „viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, das Gesicht der Welt verändern“.

Weg-gucker 2016

Der Vorstand des Vereines INVEMA entschied sich nach Durchsicht der Vorschläge dazu, den „WEG-gucker 2016“ den Gaststätten und Restaurants im Kreis Siegen-Wittgenstein für die noch umfangreich vorhandenen Barrieren zu verleihen, die die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in den meisten Restaurants nach wie vor behindern.

Das Thema ist nicht neu: Die Schwierigkeiten, auf die Menschen z.B. mit einer Gehbeeinträchtigung oder Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen oder blind sind in vielen Restaurants und Gaststätten im Kreis Siegen-Wittgenstein stoßen, sind seit langem bekannt und bereits mehrfach kritisiert worden!

Während nicht-behinderte Menschen sich gegen Abend spontan überlegen, noch „schön essen zu gehen“ und die Auswahl der Lokalität daran fest machen, worauf man gerade Hunger oder Lust hat oder dahin geht, „wo man schön sitzen kann“, macht sich der Mensch mit Gehbehinderung, der blinde Mensch oder Rollstuhlfahrer ganz andere Gedanken:

Die Auswahl seines Restaurants hängt mit Fragen zusammen wie: „ Wo komme ich unbehindert hinein?“, „Wo ist genügend Platz zwischen den Tischen, wo gibt es Stufen oder zu enge Türen?“ „Wo kann ich auf Toilette gehen?“ und vor allem „Wo fühle ich mich willkommen?!“ Auch sehbehinderte Menschen benötigen eine barrierefrei Umgebung, was bedeuten könnte, dass Speisekarten in Brailleschrift vorhanden sein sollten. Oder auch Speisekarten für lernbeeinträchtigte Menschen in „leichter Sprache“ oder mit Bildern der Gerichte.

Der Preis sollte stellvertretend an den DEHOGA-Geschäftsführer Herrn Martin verliehen werden (DEHOGA Westfalen e.V.), der den Termin aufgrund seiner Elternzeit nicht in Anspruch nehmen konnte und auch so kurzfristig keinen Vertreter finden konnte. Der Verein INVEMA e.V. möchte aber in einem Gespräch im Sommer den Preis übergeben und hofft, dass er den DEHOGA-Gaststättenverband dazu bewegen kann, das Thema „Barrierefreiheit“ im Rahmen seiner Aufgaben als Arbeitgeberverband, Interessenvertreter und „aktiver Mitgestalter der Gesellschaft“ (wie es auf der Homepage des Verbandes zu lesen ist) einmal zum Thema der Gastronomiebesitzer zu machen!

Die „Aktion GUCK MA´“ wird von der Aktion Mensch gefördert, die anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung behinderter Menschen unter dem Motto „Einfach für alle – Gemeinsam für eine barrierefreie Stadt“ Aktionen zum Thema „Barrierefreiheit“ unterstützt.