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Gymnasium Stift Keppel - Projekt "Unter Tage"
Erfolgreiches Lehrprojekt der Ruhr-Universität Bochum und der Robert Bosch Stiftung präsentierte eindrucksvolle Ergebnisse im „Blue Square“
Welche Phantasien beschäftigen uns, wenn der Bergbau verschwindet? Dieser Frage war ein Lehrprojekt des Germanistischen Institutes der Ruhr-Universität Bochum nachgegangen. Gefördert wurde es von der Robert Bosch Stiftung im „Denkwerk“-Programm, das darauf abzielt, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrern einen Einblick in aktuelle geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung zu ermöglichen. Am 3. Dezember 2016 endete das erste von insgesamt drei Forschungsjahren mit einer feierlichen Ergebnispräsentation. Zur Veranstaltung waren über 70 Teilnehmer ins „Blue Square“ gekommen.
Im Rahmen des Projekts „Unter Tage“ hatten unter Leitung von Professor Dr. Sebastian Susteck und seinem Team insgesamt 40 Schülerinnen und Schüler aus den Regionen Ruhrgebiet und Siegerland zum Thema historischer Bergwerksrealität und Bergwerksfantasien in Kunst und Alltagskultur gearbeitet. Unterstützt durch wissenschaftspropädeutische und medientechnische Schulungen am Alfried-Krupp-Schülerlabor hatten sie jeweils ihre Projektthemen ausgearbeitet und mittels eigener Recherche vertieft. Exkursionen zu den Projektpartnern Deutsches Bergbau-Museum Bochum und Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt (Dortmund) sowie zu stillgelegten Zechen und Bergwerken im Ruhrgebiet und Siegerland hatten ihnen dabei spannende Einblicke in die Realität aber auch in die museale bzw. dokumentarische Archivierung und Präsentation von Bergbaugeschichte geboten.
Die Schülerinnen und Schüler der fünf beteiligten Schulen haben am Samstag eindrucksvolle Ergebnisse präsentiert, darunter Audio-Slideshows, Videodokumentationen und Plakate. In einer eigenen Ausstellung standen sie für die Ausstellungsbesucher als Expertenteam für weitere Erläuterungen bereit. Bei allen hatte die über ein Jahr laufende Projektarbeit einen tiefen Eindruck hinterlassen und das Bewusstsein verändert. „Wir haben einen ganz anderen Blick entwickelt“, berichtet etwa Fiona Nox vom Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten, „was vorher nur gewohnte Gebäude gewesen waren, entpuppte sich nun als Zeugen der Geschichte des Bergbaus“. Ihre Plakatausstellung begeisterte die Besucher mit eindrucksvollen Fotografien. Eine Schülergruppe der Heinrich-Böll-Gesamtschule aus Bochum unternahm gar eine Fahrradtour an historische Bergbaustätten, besuchte stillgelegte Zechen und drehte einen lebendigen Dokumentationsfilm darüber, was ihnen das Ruhrgebiet als mobil erfahrbares Kulturgesamtdenkmal bedeutet „Zwischendurch stärkten wir uns landestypisch“, grinste Timm Wiebrock, „mit Currywurst und Pommes“.
Ein Schwerpunkt des Interesses lag beim Thema „Einwanderung und Bergbau“, denn gerade im Ruhrgebiet ist die Nachkriegszeit der Bergbauindustrie nicht ohne den immensen Beitrag der Gastarbeiter denkbar. „Wir selbst kommen aus eingewanderten Familien“, berichtet Nadia Mihajlovic vom Gymnasium Stift Keppel im Siegerland, „und wollten dieses Thema gerne bearbeiten“, was in einer spannenden Video-Dokumentation resultierte. Die Plakatausstellung der Bochumer Graf-Engelbert-Schule bot den Ausstellungsbesuchern Aufschluss über die Geschichte der „Bergbau-Gastarbeiter“ aus Italien. Schüler des Albrecht-Dürer Gymnasiums in Hagen gingen den Beweggründen nach, die die Italiener nach Deutschland brachte und machten ihre Zeitzeugen-Interviews an Audio-Stationen hörbar. Bei der Erstellung ihres Materials hatten die Schüler wissenschaftliche Unterstützung einer interkulturellen Expertin des Germanistischen Instituts erhalten. Wiebrocks Lehrerin zeigte sich beeindruckt: „Dass es sogar „Anwerbeverträge“ zwischen Deutschland und den Entsendeländern der Gastarbeiter gab, wusste ich auch nicht“. So wirkt das Denkwerk-Projekt zurück in die Schulen. „Wir sind froh über diese Verbindung unserer Schule mit der Universität“, bekundete Dr. Jochen Dietrich, der Schulleiter aus Hilchenbach im Siegerland und ergänzte, seine Schüler hätten großen Spaß an der Zusammenarbeit gehabt. Der erste Durchgang des Denkwerk-Projekts „Unter Tage“ darf also als Erfolg gelten – und alle beteiligten Schulen haben bereits versichert, auch im kommenden Projektjahr wieder dabei sein zu wollen.