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Integration
Best Practice: Beispiele aus der ehrenamtlichen Integrationsarbeit Hilchenbach
Anknüpfend an die vorangegangenen Beiträge, in denen von der Vielfalt der ehrenamtlichen Integrations- und Flüchtlingsarbeit erzählt wird, handeln die Berichte von der Darstellung von Beweggründen und dem Verständnis von Integration aus der Perspektive der ehrenamtlich Engagierten. Nun kommt ein neues „Rezept“ zur praktischen Umsetzung von Integrationshilfe dazu. Eine weitere Seite unseres „Rezeptbuches“ wird durch den Beitrag von Gisela Glaubitz als ehrenamtliche Gruppenleitung einer Ausgabegruppe des „Haus ErnA“ beschrieben.
Zahlreich wurde in den lokalen und regionalen Medien über das ehrenamtliche Sozialkaufhaus bei der ehemaligen Hauptschule in Hilchenbach-Dahlbruch berichtet. Seit der Eröffnung im September 2015 stand Haus ErnA dreieinhalb Jahre, bis zur Schließung Anfang Dezember 2018, unter ehrenamtlicher Führung. Gisela Glaubitz war fast von Anfang an dabei und hat bis zum Ende „durchgehalten“.
Es ist Spätherbst 2015. Gisela Glaubitz war erst kürzlich in den Ruhestand gegangen und verfolgte die Medienberichterstattung über die Flüchtlingssituation in Europa. „Das Elend zu betrachten, während man selber in einem friedlichen und reichen Land lebt, ging mir sehr ans Herz“, erzählt sie, „über die Homepage der Stadt Hilchenbach und Gudrun Roth, als Ansprechpartnerin für bürgerschaftliches Engagement der Stadt Hilchenbach, wurde ich auf Haus ErnA aufmerksam.“ Ihr erster Besuch war an einem Montagvormittag, erinnert sie sich, um Informationen über die ehrenamtliche Arbeit und in welcher Form Unterstützung benötigt wird zu bekommen. Das Konzept von „HausErna“ überzeugte sie, aber nicht zuletzt war wohl der deutliche Ausdruck „Wir brauchen mehr Helfer!“ ausschlaggebend für das darauffolgende Engagement. „Erst habe ich montags bei der Annahme und der Sortierung der gespendeten Kleidung und Haushaltsbedarfen, wie Geschirr und Besteck, geholfen. Dabei wurde nicht nach modischer oder aktueller Kleidung sortiert, sondern nach dem Kriterium der Tragbarkeit. Danach wurden Bedarfe für die Mittwoch-Nachmittagsgruppen gesehen“, erzählt Gisela Glaubitz, „und so habe ich die Funktion einer Gruppenleiterin einer Nachmittagsgruppe übernommen.“ Dazu gehörten neben der Ausgabe von Spenden auch die Organisation, sowie die Teilnahme an Besprechungen und das Übernehmen von Verantwortung für den Ablauf an den Ausgabetagen.
Gisela Glaubitz erinnert sich an Ihren ersten Ausgabetag, nicht nur an die hervorragende Teamarbeit, sondern auch an die unglaubliche Freude der Menschen, die kamen und sich nach ihren Bedürfnissen mit den gespendeten Kleidungsstücken und Haushaltsgegenständen eindeckten. Das war rückbildend ein ergreifendes und glückliches Gefühl. Der Umgang und die Begegnungen mit den Menschen und auch mit dem Team wurden mit der Zeit immer familiärer, es wurde viel gelacht und Gisela Glaubitz hat viele interessante und sympathische Menschen kennengelernt. Auch bei den Geflüchteten hatte Gisela Glaubitz das Gefühl, das die Menschen gerne nach Haus ErnA kamen, um zu schauen, ob es was Neues gibt oder um sich einfach auszutauschen. Vorsichtig könnte man von einem Gefühl des „Angekommen sein“ oder von Heimatgefühlen sprechen. „Die Menschen, die hier ankommen sind nun in Sicherheit. Sie haben nach einem Jahr ihre Grundbedürfnisse wieder gedeckt und können nun einmal aufatmen“ gibt Gisela Glaubitz zu bedenken. Sie bemerkte, dass die Angespanntheit und Unsicherheit bei den Geflüchteten nach einem Jahr merkbar nachgelassen haben. Dies könnten Indizien dafür sein, das die Menschen eine Verbundenheit mit ihrer neuen Heimat in Hilchenbach empfinden. Auch die Bedarfe der Menschen haben sich dadurch im Laufe der Zeit verändert. „Zuerst wurde das Nötigste nachgefragt, Kleidung, Geschirr, Besteck, auch Taschen und kleine Koffer als Transportmittel“. Dazu gehörten insbesondere Kleidungsstücke für junge Männer, wobei die Größen S, M, und L immer schnell vergriffen waren. Mit der Zeit bemerkte man, dass die Menschen sich eher die Sachen aussuchten, welche ihrem modischen Geschmack entsprachen. „Verständlicherweise, denn Kleidung stiftet Identität und trägt zum Wohlbefinden der Menschen bei“, erläutert Gisela Glaubitz.
Besondere Glücksmomente habe Gisela Glaubitz bei der Begegnung mit Familien und jüngeren Müttern erlebt. „Nicht nur die Dankbarkeit, vielmehr auch das Überreichen unzähliger wunderschöner Baby- und Kinderkleidung“, waren sehr erfüllend. Schon beim Auspacken und Sortieren der Kleidung sind ihr die wunderschönen und liebevoll eingepackten Babykleidungsstücke aufgefallen. „Daran erkennt man die Einstellung und Hilfsbereitschaft aus der Hilchenbacher Bevölkerung. Das Interesse ist da mit anderen Menschen zu teilen und ihnen zu helfen, das war wirklich sehr schön zu sehen“. Rückblickend war die Erfahrung aus der ehrenamtlichen Tätigkeit in Haus ErnA für Gisela Glaubitz eine Zeit voller Erkenntnisse, gegenseitiger Akzeptanz und eine Zeit mit vielen freudigen Ereignissen.