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Verlegung in Hilchenbach im Jahre 2008:
Ein Kunstprojekt wird zum lebendigen Geschichtserlebnis!
Am 30. April 2008 hat der Ideengeber und Künstler Gunter Demnig aus Köln die STOLPERSTEINE persönlich in Hilchenbach verlegt. Die Stadt am Rothaarsteig ist dabei der 327. Standort mit eigenen Stolpersteinen. Insgesamt etwa 15.000 Steine befinden sich nun bereits hauptsächlich in Deutschland, aber auch bereits in anderen europäischen Ländern.
Die Verlegung stieß bei der Hilchenbacher Bevölkerung und der lokalen Presse auf großes Interesse. Neben Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab, Stadtrat Udo Hoffmann und Stadtarchivar Reinhard Gämlich nahmen zahlreiche Vertreter der Fraktionen, der Hilchenbacher Schulen und weitere Bürger teil (Foto oben).
Bereichert wurde die Aktion durch Schülerinnen und Schüler der Carl-Kraemer-Realschule und des Gymnasiums Stift Keppel. Diese trugen während der Verlegung kurze Beiträge zur Geschichte der Judenverfolgung und den persönlichen Schicksalen der Hilchenbacher Juden vor. Außerdem präsentierten die Jugendlichen eigene Gedenksteine mit den Namen der Opfer und eine Plakatkette (Foto unten) mit den von ihnen zusammen getragenen Informationen, die auch im Rathaus gezeigt wurden.
Im Unterricht der beiden Hilchenbacher Schulen war die Judenverfolgung im Vorfeld der "STOLPERSTEIN-Aktion" entsprechend thematisiert und behandelt worden. Bürgermeister Hans-Peter Hasenstab lobte bei seiner Einleitung diese Initiative, durch die aus einer Idee, die als Kunstprojekt begonnen wurde, mittlerweile ein lebendiges Geschichtserlebnis geworden ist.
Gunter Demnig freute sich, dass seine Idee mittlerweile den Zuspruch findet, den er sich seinerzeit erträumt hatte. Er erklärte den aufmerksamen Zuhörern, dass der Begriff "STOLPERSTEINE" erst später aufgrund eines Ausspruches eines Schülers entstanden sei. Wichtig sei bei der Aktion, dass man mit dem Kopf und dem Herzen stolpert.
Außerdem machte er auf eine Tatsache aufmerksam, die ihm erst kürzlich bewusst geworden ist: Im Gegensatz zur ursprünglichen, aber von vielen Hauseigentümern nicht gewünschten Vorschlag, Plakaten an den Wohnhäusern anzubringen, haben die Steine einen großen Vorteil: Um sie lesen zu können, muss man sich automatisch verbeugen und damit verbeugt man sich sinnbildlich auch vor den Opfern der Nationalsozialisten.
Wo sind die Stolpersteine zu finden?
Zu sehen sind die STOLPERSTEINE im Gehwegbereich vor den Häusern Bruchstraße 14, Gerbergasse 2, Mühlenweg 25 und Unterzeche 1, also jeweils am letzten Wohnort der Hilchenbacher Juden.
Im Einzelnen verbinden sich mit den Steinen folgende Schicksale, die der Inschrift zu entnehmen sind:
Bruchstraße 14:
- HIER WOHNTE RÖSCHEN HONY, JG. 1868, DEPORTIERT 27.7.1942, THERESIENSTADT, ERMORDET
Gerbergasse 2
(Betsaal der jüdischen Gemeinde):
- HIER WOHNTE KARL SCHÄFER, JG. 1881, DEPORTIERT 28.4.1942, ZAMOSC, ERMORDET
- HIER WOHNTE BIANCA SCHÄFER, GEB. HOLLÄNDER, JG. 1886, DEPORTIERT 28.4.1942, ZAMOSC, ERMORDET
Unterzeche 1:
- HIER WOHNTE HERZ STERN, JG. 1858, FLUCHT 1939 HOLLAND, VOR DEPORTATION FLUCHT IN DEN TOD JANUAR 1943 WINTERSWIJK/NIEDERLANDE
- HIER WOHNTE KAROLINE 'LINA' STERN, GEB. HONY, JG. 1859, FLUCHT 1939 HOLLAND, INTERNIERT, LAGER VLUGT (richtig heißt der Ort in den Niederlanden Vught), ERMORDET APRIL 1943
Mühlenweg 25
(sogenanntes Judenhaus):
- HIER WOHNTE JOSEPH HOLLÄNDER, JG. 1884, DEPORTIERT 28.4.1942, ZAMOSC, ERMORDET
- HIER WOHNTE JULIE HOLLÄNDER, GEB. SOMMER, JG. 1886, DEPORTIERT 28.4.1942, ZAMOSC, ERMORDET
- HIER WOHNTE ARTUR HOLLÄNDER, JG. 1925, DEPORTIERT 28.4.1942, ZAMOSC, ERMORDET
- HIER WOHNTE WILLI HOLLÄNDER, JG. 1893, DEPORTIERT 27.2.1943, AUSCHWITZ, ERMORDET
- HIER WOHNTE ELISABETHA 'GERTI' HOLLÄNDER, GEB. SONNHEIM, JG. 1900, DEPORTIERT 28.2.1943, AUSCHWIITZ, ERMORDET
- HIER WOHNTE ARNO ALFRED HOLLÄNDER, JG. 1928, DEPORTIERT 27.2.1943, AUSCHWITZ, ERMORDET
- HIER WOHNTE LOTHAR HOLLÄNDER, JG. 1933, DEPORTIERT 28.2.1943, AUSCHWITZ, ERMORDET